Samstag, 13. Januar 2024

Werbefläche

Diese Form der Fotografie ist auch nicht gerade neu. Soll irgendwie witzig sein. Werbung gibt es überall und da ist es nicht zu vermeiden, wenn sie vom Hintergrund, der in diesem Fall, aus dem nicht mehr benutzten Untersuchungsgefängnis besteht. Beine, Bauch und los geht's? Na, was für'n Kontrast zum Ziegelbau aus dem letzten Jahrhundert. Und darüber eine Überwachungscam, die mal in den Siebzigern modern war.
Ja und was soll dieses Bild aussagen? Die Frage darf gestellt werden. Man kennt das Foto aus den USA.
'Der Slogan There’s no way like the American Way 1937 auf einer Plakatwand in Louisville, Kentucky. Die im Vordergrund Schlange stehenden Obdachlosen sind Opfer der Hochwasserkatastrophe am Ohio River von 1937.'
Soweit die Bildunterschrift auf Wikipedia.
Sonst könnte man  glauben, es handelt sich um in der Schlange stehende Arbeitslose. Die Bildherkunft erschließt sich nicht von selbst und lässt so einige Sichtweisen zu.
Sicher gibt es nach wie vor diese Form der Fotografie. Ironischerweise gibt es sie vor allem in den kapitalistischen Industriestaaten. Nicht, daß es in Osteuropa und der Sowjetunion seinerzeit an derartigen Motiven gefehlt hätte. Doch die durften nicht veröffentlicht werden. Bretterhütten in Moskau und dahinter der Kremel? So eine Realität war unerwünscht. Die Fotografen sollten freudige Landarbeiter bei der Ernte zeigen. Provisorische Behausungen wollte niemand drucken.
Nun könnte man sich fragen, was diese Bilder eigentlich heute noch bewirken. Sind wir nicht langsam von diesen gesellschaftskritischen Bildern überfüttert? Man könnte auch sagen, wenn es zuviele davon gibt, dann lösen sie nichts mehr aus. Man will das irgendwann nicht mehr sehen.
Und so ist das auch mit Frankfurt in diesen konkreten Fall. Eine Großstadt wie Frankfurt hat naturgemäß ihre vernachlässigten Ecken. Lässt sich kaum vermeiden und das sind nicht gerade die Motive, die es in den Stadtkalender schaffen oder in ein Buch für Besucher. Früher waren das die Motive für die Alternativpresse, die ja besonders kritisch sein wollte. Wenn sie schon mal Fotos druckte, denn die führten meist eher ein geduldetes Schattendasein.
Heute kann man frei auf Blogs veröffentlichen und den wenigen Besuchern, die sich da verirren, diese Form der ironischen Fotografie präsentieren. Wozu immer es gut ist, auch ein Blog muß gefüttert werden.