Mittwoch, 27. Oktober 2021

Sprachverwirrung

 Lexikon linker Gemeinplätze. So der Titel eines Buches das sich mit den linken Gemeinplätzen befasst und diese auflistet, wenn auch keineswegs mit dem Anspruch auf Vollständigkeit. Und da geht es um Begriffe die sich verselbständigt haben, aus dem Zusammenhang gerissen zu Gemeinplätzen wurden, die alles und nichts bedeuten. Die jeder kennt oder zu kennen glaubt, die man in Diskussionen immer als Schlagwort hervorziehen kann und von denen jeder glaubt, er weiß wofür sie stehen.
Die Mehrheit davon entstammt der linken Debattenkultur der Siebziger bzw. bereits den Sechzigern und war allgemein geläufig. Da sei mal der Begriff organisiert ausgewählt. Bist du organisiert? Das war Anfang der Siebziger keine harmlose Frage. Das war eine existentielle Ausforschung, ob du dazugehörst. Wer nicht organisiert war, den mußte man nicht ernstnehmen. Und organisiert bedeutete, man war in einer der neugegründeten Parteizirkel oder Parteisekten.
Ende der Siebziger stellte niemand mehr diese Frage. Nun hieß es, wohnst du in einer WG? Wer diese Frage nicht sofort mit einen ja sicher beantworten konnte, der gehörte nicht zur Szene und mit dem mußte man sich nicht abgeben. So änderten sich die Zeiten und damit die Gemeinplätze. WG. Heute müssen viele schon mal überlegen, was damit gemeint sein könnte. Ist das ein neues Webportal und muß ich das kennen?
So könnte man nun etliche Begriffe aus der Mottenkiste rausfischen, die man seinerzeit niemanden erklären mußte, die aber heute kaum noch verstanden werden.
Vieles davon entstand im Zusammenhang mit den wechselnden Politthemen oder Moden innerhalb der linken Gemeinde. Heute lösen sie teils Verwunderung bis Unverständnis aus. Neue Sensibilität? Gefiel euch die alte Sensibilität nicht mehr oder was soll das sein? Ob da Wiki weiterhilft oder das allwissende Netz?
Oder man war betroffen. Betroffenheit. Auch so ein Gemeinplatz seinerzeit. Man konnte von jeden oder allem betroffen sein. Das konnte einen echt betroffen machen. Jüngere sollte man danach besser nicht fragen. Ziehen dann noch ne betroffene Fresse. Ist das n neuer Trend? Hab ich was verpasst? Muß ich das unbedingt wissen, weil ich sonst total out bin? Ja, so könnt‘s heut gehen.
Verankern, auch so ein vielfach abgenutzter Begriff der Siebziger. Nautisch eher unbedarft  verankerten sich die Mler überall. Im Stadtteil, in der Fabrik, an der Uni. Wenigstens behaupteten sie, sie seien überall verankert. Meist eher die Landratten, stand diese Metapher eher für die unbewiesene Behauptung, sie hätten in allen wichtigen Werken oder im Stadtteil ihre Leute drin, was die Konkurrenz natürlich so nicht stehenlassen konnte.
So ließen sich noch viele Begriffe anführen, die einer bestimmten Szene alles bedeuteten. Sie waren der Eintrittsschlüssel. Mittlerweile sind diejenigen die sie benutzen selbst alt geworden und haben sie großteils vergessen. Jedenfalls bedeuten sie ihnen nicht mehr viel. Und Jüngere können damit nicht viel anfangen. Oder was macht deine Releasegruppe? Hä, was jetzt, wer bitte? Geht es um Software? Tia, so ändern sich die Zeiten. Oder kommst mit auf die Szene? Ähm ja, wohin? Wer da nicht mithalten kann, sieht schnell alt aus.
Da hab ich ein ganz schlechtes feeling. Mußt halt differenzieren und im alternativen Projekt mit deiner Beziehungskiste ausdiskutieren und dann von den Trip runterkommen. Wer das noch versteht macht heute besser keine Selfies mehr.
Das Elend wie es im Weberaufstand beschrieben wurde, hatte sich zumindest im Westen rar gemacht. Der Arbeiter fuhr Käfer, der Student Ente und im Sommer nach Spanien. Wie soll man da die Arbeiter für die Revolution agitieren? Die Verelendung der Klasse davon lebten die kommunistischen Blätter und als sie verschwanden, dann war‘s eben die Verelendung der Beziehungen, der Verhältnisse. Es war schon ein Elend. Und was erst unter uns abgeht, was‘n Elend. Mit dem Elend zu argumentieren war nicht sehr effektiv, aber trennen wollte man sich von diesem Begriff auch nicht. Er erschien wie ein Stück linker Identität.
Doch mit neuen Verkehrsformen wird alles besser. Reden wir jetzt vom Straßenverkehr oder vom Stau auf der Datenautobahn?
Und wie das so geht im Leben, die ewig jugendlichen Rebellen, die glaubten Fortschritt und Jugendkultur auf Dauer gepachtet zu haben, sahen irgendwann selbst recht alt aus. Als sie auf einmal zu hören bekamen, your to old, your hair is to long. Das muß ein Schock gewesen sein. Haare zu lang? Das war doch bisher der Spießerspruch der alten Generation, um dem noch ein geh doch rüber anzufügen.
Das kann dich echt abturnen. Nein, es geht nicht um den Turnunterricht und die seinerzeit Abgeturnten betätigen sich heute allenfalls sportlich wenn sie das Bierglas stemmen. Und nein, es kam aus dem englischen Sprachraum und hatte eher wenig mit Turnen zu tun.
Und weiß noch jemand was Abstoffe sind? Gehört zu der Vielzahl von Begriffen die in der DDR geläufig waren und mit ihr verschwanden. So läuft s eben. Von oben verordnete Begriffe kommen nicht so gut in der Sprache an.
Das kann man am Fußball sehen, sogar da. Commerzbankarena in Frankfurt? Für Frankfurter, ganz gleich welchen Stellenwert bei ihnen der Fußball hat, ist das nach wie vor das Waldstadion.
Aus der Sowjetunion kennt man den Versuch die Sprache neu zu formen. Alte Begriffe sollten gegen solche ersetzt werden, welche die Utopie auch sprachlich zum Ausdruck bringen. Was meist nur dazu führte, das Sprache und Wirklichkeit umso mehr auseinanderklafften.
Deutlich wird das an den Versuchen der türkischen Regierung den Begriff Kurde oder Kurdistan aus dem Sprachgebrauch zu löschen, der gelegentlich bereits groteske Züge annahm. Doch auch bei Armenier muß man aufpassen. Es heißt ‚angeblicher Völkermord‘ an den Armeniern. Wer ‚angeblich‘ vergisst, macht sich strafbar.
Nun zum Spaß macht das niemand, die Begriffe formen das Denken und wer die Begriffe bestimmt, bestimmt über das Denken. So etwa kann man es bei Orwell lesen.
Oder sehen wir uns den Aktienhype an, der über uns ausgeschüttet wurden und in den Medien auf einmal eine Vielzahl nie gehörter Begriffe, von Swapgeschäft und Metapern wie das berühmte falling knife bis zur Performance. Auch schon weitgehend vergessen, nachdem sich der Hype abgekühlt und etliche Narren, die niemand gezählt hat ihr Geld los waren, weil ihre Gier größer als ihr Verstand war.
Und wozu soll das wieder gut sein? Berechtigte Frage die man stellen könnte. Bevor man nach vorn blickt, könnte ein Blick zurück recht hilfreich sein. Sieht man daran, wie schnell Begriffe museal werden können, um die noch vor nicht allzu langer Zeit alle herumgetanzt haben wie um das goldene Kalb. Und wenn man aktuell über die neuen Begriffe staunt, die einen im Zusammenhang mit Geschlechter und Identitätspolitik so um die Ohren gehauen werden, dann sieht man, das hatten wir doch schon mal. LBG, LBGTQ, FLINTA. Genderstern, dazu noch zig neue Geschlechter und das ganze Zeug, da kommt man sich bereits alt vor. Da fühlen sich einige schon alt und erinnern sich an den Spruch aus ihrer Jugend. Ich versteh die Jugend nicht mehr. Doch keine Panik, noch haben die Spinner nicht gewonnen und das ist nicht die Jugend. Was heute als neues PC Deutsch angeschissen kommt, könnte in zehn Jahren genauso vergessen sein wie der alternative Körnerfresser, der heute allenfalls als Karikatur taugt.
Noch ist nicht Hopfen und Malz verloren und die Vertreter der Genderideologie  werden auch älter und haben dann anderes am Hals als sich um Gendersterne zu sorgen.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Typopics

 

Kleine Bildexperimente.











Montag, 25. Oktober 2021

Graphik

 

Jesus kann einpacken.


Dienstag, 19. Oktober 2021

Typopics

 

Bildexperimente mit Fonts und Graphikprogramm.





















Freitag, 15. Oktober 2021

Telekomprimiert

 

Fotos mit aufgedrehten Zoom in geordneten Indexfarben.





Montag, 11. Oktober 2021

Typopics


Cam, Rechner, Fonts und Graphikprogramme, Mehr brauchst nicht. Ok, Kreativ mußt noch sein.