Dienstag, 14. August 2018

Frankfurt im Bild

Frankfurtgedicht

Über Frankfurt Gedichte schreiben.
Mußt nicht übertreiben.
Denn nur klei Wicht
Schreiben über die Stadt e Gedicht.
Über Frankfurt dichten?
Wer soll drüber richten?
Mit den großen Dichtern willst dich messen?
Zuviel Überheblichkeit gefressen?
Denn ja, die stehn an der Spitze.
Unnahbar trotz netter Witze.
Das sind eben die Dichterfürsten.
Dene kannst nicht mal die Stiefel bürsten.
Doch geht’s nicht nur um den Reim.
Ebenso um des Inhalts Keim.
Denn Kitsch in Reim gegossen.
Ist nach wie vor Kitsch, ja Genossen.
Viel Verse gedichtet und gedruckt.
Wenn man sich‘ s heut so anguckt.
Als schaust in ein dunkles Rohr.
Etwas seltsam kommt’s dir vor.
War halt ne andere Zeit.
Man redete anders weit und breit.
Ja, wie Goethe wollt manch einer schreiben.
Man tat sich die Augen reiben.
Was denn macht aus ein gut Gedicht?
Daß der Inhalt dich anficht.
Daß die Zeilen dich bewegen
Und des Hern anregen.
Ja und Frankfurt seine Dichterhelden.
Als sie hatten noch was zu melden.
Warn kei unnahbare Götter.
Oft sogar verkannte Spötter.
Doch schweigen sie schon lange still.
Was nicht viel besagen will.
Denn täte sie Frankfurt heute sehn.
Ihne täte die Auge übergehn.
Die Wunder täten sie erstaunen.
Über die Banktürm würden sie raunen.
So hoch kann man baue?
Tät mer uns früher nicht getraue.
E Tunnel unterm Ma?
Ja geht’s noch? Aber naa.
Und Pferdegespann seh ich auch nicht mehr.
Das Hufgeklapper fehlt mir sehr.
Dafür all des Droschkegebrumm.
Macht mich ganz ratlos und stumm.
Doch tät man dene die Altstadt zeige.
Sie täte uns was geige.
Da kannst e Wohnung kaufe?
Hast zum Ma nicht weit zu laufe.
Da zu wohne brauchst viel Geld.
Seltsam ist doch gar die Welt.
Wir wollten da nicht leben. 
Zu eng und dreckig, eben.
Da wohnten die armen Leut.
Hat die sogar gefreut.
Dene hat man s halt nicht vor de Füß gestreut.
So ändern sich die Zeiten.
E Altstadt ist s, kannst nicht bestreiten.
Doch es war ja gut gemeint.
Weil es so nach Altstadt scheint.
Doch zum Glück müsse se das nicht erlebe. 
Tut man se nicht aus der Erde hebe.
Längst haben sie ausgedichtet.
Müssen nicht sehn, was man heut hat angerichtet.

Denn auch in Frankfurt werd s mal Nacht.
Wär ja auch gelacht.
Denn auch in Frankfurt völlig munter. 
Geht jeden Tag die Sonne unter.
Doch das ist der Dinge Lauf. 
Sie geht auch wieder auf.
Und die Frankfurter, was tun die inzwischen?
Sich auf dem Klo den Arsch abwischen.
Sie führen ihre Hunde aus.
Denn die wollen täglich raus.
Wieder ist ein Haus verschwunden.
Der Grundstücksmarkt hat seine Kunden.
Ob die dann stehen leer.
Juckt doch keinen mehr.
Hier werd das Kapital verbaut.
Hochhäus und Bankentürm, wohin man schaut.
Dafür ham mer ne Altstadt bekomme.
Denn die alte hat uns der Kriech genomme.
Doch bei aller Klarheit.
Das ist nur die halbe Wahrheit.
Der Wiederaufbau hat auch viel zerstört.
Davon hat man nicht viel gehört.
Doch ist es was für die Touriste.
Kommen se aus ihrer Fliegerkiste.
Man zeigt ihnen Römer und Dom.
Denn wir sind ja nicht in Rom.
Könn sich vor de Stoltze stelle.
Selfies mache, für alle Fälle.
Als Beweis, in Frankfurt sind se gewese.
Und nicht nur von gelese.
Japse, Chinese und Koreaner.
Bevölkern den Römer als wär da sonst kaner.
Die Frankfurter tuts nicht stören.
Solange sie dahin gehören.
Hauptsach sie tun sich nicht in seine Kneip verirren.
Sonst könne sie überall rumschwirren.
Ja in Frankfurt kann man leben. 
Man muß sich ja nicht überheben. 
Mancher hat hier von Revolution geträumt.
Wurden nur besetzte Häus geräumt. 
Mal kochte die Straße, brannte der Asphalt.
Die paar Bekloppte wurden mit der Zeit auch alt.
Die erhitzen Köpp sind längst kalt.
Vergessen der Streit um Straßengewalt. 
Die Enkel fechtens besser aus?
Rauch vor der EZB – für manchen ein Graus.
Ja früher hätt ich auch ….
Doch heut mag ich keinen Gummirauch.
Man tut auch mal demonstriere.
Doch die Frankfurter tuns meist ignoriere.
Doch an den Wänden tobt das Leben.
Ja das tut’s auch in Frankfurt geben.
Für manchen ein Verdruß.
Doch für den andren ist s ein Muß.
Frankfurt nur mit weißer Wand?
Das wär doch e Schand.
Tag, Throw Up, Piece und Sticker zeigen.
Auch das ist Frankfurt, ihr Arschgeigen.
Unbeeindruckt von dem Getriebe.
Un von all dem Geschiebe.
Fließt der Main.
Auf dem Weg zum Rhein.
Ja man könnt noch auf so vieles zeigen.
Doch genug, lasst uns erstmal schweigen.


Was hast dir bei gedacht?
Hat die Muse der Dichtkunst dich entfacht?
Dir Feuer unterm Arsch geblasen?
Um Frankfurt lyrisch abzugrasen?
Was soll man über die Stadt auch sagen?
Ist schon schwer genug zu tragen.
Einiges hast mitgemacht.
Über andres nur gelacht.
Von einigen nur gelesen.
Weil damals zu jung gewesen.
Später nur noch zugesehn.
Wie sie in der Landschaft stehn.
Stets werd hier was abgerisse.
Ist halt drauf geschisse.
Doch was soll mer drüber richte.
Dann wolln mer wenigstens drüber dichte.
Frankfurts schlechtestes Gedicht.
Landet es noch vor Gericht?
Und was gibt’s für schlechtes Dichten?
Was auf die Fichten.
Frankfurts Dichter täten sich im Grab umdrehen.
Könnten die meine Gedichte sehn.
Ja könnten sie dies lesen.
Sie würden mal ganz schnell verwesen.
Stoltze tät es nicht begreife.
Was dichtet diese Pfeife?
Dieses dumme Dichterschwein.
Das soll n lokaler Dichter sein?
Doch könnt Goethe heut sein Frankfurt sehn.
Es würde dies Gedicht verstehn.
Tät er sich da müssen.
Es hielt ihn nicht auf seinen Kissen.
Was würd er dazu sagen?
Er müßt nicht lange fragen.
Mit Geld da kannste Häuser baue.
Und nach Deppe mit viel Kohle schaue.
Doch Leben kann man nicht einkaufen.
Gleich wie man tut es taufen.
Doch irgendwo muß das Geld ja hin.
Bringsts auf der Bank nicht mehr Gewinn.
Verbaus in Glas und Stein.
Kannst s nicht bezahlen, bist n armes Schwein.
Stadt für alle kannst an die Wände kleben.
Doch die ham das Geld, so ist das eben.
Das wußt schon Goethe unser Meister.
Als er rief die Geister.
Am Gelde hängt doch alles.
In die Bankenstadt drängt doch alles.
Die Türme wachsen hoch hinaus.
Wie lang noch hält die Stadt das aus?
Doch wir wolln nicht übertreiben.
Über Frankfurt kannst auch netter schreiben.
Ist doch auch e schöne Stadt.
Die ihr Stöffcheviertel hat. 
Wer darüber hat gelese.
Und noch nie ist da gewese.
Glaubt da ist es nett.
Ein Laden heißt sogar das Bett.
Wem' s gefällt sei' s unbenommen.
Bist für überm Maa gekommen.
Ja ich könnt noch manches schreibe. 
Doch will ich es nicht übertreibe.
Drum ist dies Gedicht jetzt aus.
Rechte Taste aus die Maus.

Aus der Serie bad Lyrics.