Was
das Internet vom Druck unterscheidet, ist die Möglichkeit der
Interaktion. Soll heißen, im Gegensatz zum Papiertext, den man
allenfalls mit einer Randbemerkung versehen kann, die freilich sonst
niemand zu sehen bekommt, im Internet gibt es die Möglichkeit sich
zu Wort zu melden und direkt zu reagieren. Das war zunächst das Neue
am Medium was faszinierte und alle Mängel der Technik und Nerverei
aufzuwiegen schien.
Der
Abstand zwischen Sender und Empfänger verringerte sich, hier
erschienen selbst die großen Zeitungen nicht mehr als die bisher
unnahbaren Produkte, in denen der Leser möglicherweise mal
gnadenhalber einen Leserbrief veröffentlichen durfte. Im Netz
erschienen Leser und Produzent plötzlich fast auf Augenhöhe.
Dies
brachte Veränderungen mit sich, die naturgemäß nicht allen
zusagten und mit denen nicht jeder umgehen konnte.
Man
konnte es auch auf den Seiten besichtigen, die den Anspruch von
Offenheit hatten und nicht hierarchisch sein sollten. Sogar hier
schein es für manch gestandenen noch in der Zeit des gedruckten
Flyers und der Parteizeitung aufgewachsenen Linken geradezu eine
Zumutung und Kulturschock, daß sich das niedere Demovolk frech zu
Wort meldete, anstatt die Aufrufe zu konsumieren, zur Demo zu gehen
und ansonsten die Klappe zu halten.
War
mehr als manch Linker aushalten konnte und so schrien sie am
lautesten (zumindest hätten sie es gerne getan, allerdings kann man
im Internet nur sehr eingeschränkt laut werden), abschalten, Portal
schließen, zensieren, Commentfunktion abschalten, usw.
Es
waren die gleichen Leut, die auf ihren Seiten alle Möglichkeiten
interaktiver Beteiligung einschränkten oder gar nicht erst zur
Verfügung stellen wollten. Oft sind es politisch dogmatische Seiten
oder Seiten mit fragwürdigen Inhalten, wie etwa
Verschwörungstheorien oder die Eigenwerbung religiöser Sekten. Hier
trifft sie der Hohn und Spott der Netzwelt am empfindlichsten. Dann
wenn sie zur unfreiwilligen Lachnummer werden. Das halten sie nicht
aus und so kann man es auch feststellen, wenn noch eine Mailadresse
angegeben ist, dann ist das bereits ein großes Zugeständnis.
Was
haben Betreiber linker Parteiseiten und Verschwörungsspinner
gemeinsam?
Sie
sind es nicht gewohnt, auf ernsthaften Widerspruch zu stoßen und
dann ihre Gewissheiten, Vorurteile und Wahngebilde argumentativ zu
verteidigen.
Wer
einen Text schreibt, stellt Behauptungen auf, stellt ein
Gedankengebäude vor bzw. wirbt für Ideen oder was auch immer. Doch
es findet keine Diskussion statt. Ob man einen Flugblatt Text druckt,
oder diesen in Html tippt, da ist erstmal niemand da, der sagen
könnte, einen Moment mal, was soll denn der Quatsch?
Und
genau diesen Frechheiten wollen sich die Prediger und Freunde der
traditionellen Einwegkommunikation nicht aussetzen. Daher ziehen sie
Konsequenzen und igeln sich auf ihren Seiten ein.
Ein
Fall der dies gut beleuchtet, sind die Zeugen Jehovas, deren
Webauftritt nur ein Kontaktformular aufweist und das sagt schon was
aus. Im direkten Kontakt mit der Webgemeinde schien deren Spott und
Hohn den Screen regelrecht geflutet zu haben, man kann es sich
lebhaft vorstellen. Ob es so war, ist nicht entscheidend.
Möglicherweise ist das der Grund, weshalb deren Webauftritt den der
gedruckten Zeitung gleicht.
Offenbar waren die Erfahrungen mit dem neuen Medium nicht so berauschend für religiöse Sekten, da greifen sie doch lieber zu altbewährten Werbemitteln wie den Straßenverkauf des Wachturms. Besser so, denn da macht sich auch kaum wer die Mühe, diese traurigen Gestalten zu beachten.
Offenbar waren die Erfahrungen mit dem neuen Medium nicht so berauschend für religiöse Sekten, da greifen sie doch lieber zu altbewährten Werbemitteln wie den Straßenverkauf des Wachturms. Besser so, denn da macht sich auch kaum wer die Mühe, diese traurigen Gestalten zu beachten.
Dies
trifft freilich auch auf autoritär politische Gruppen zu, die das
Netz allenfalls dafür nutzen wollen, um ihre Predigt zu verbreiten.
Keineswegs ist vorgesehen, ihre in Stein gemeißelten Überzeugungen
zur Debatte zu stellen oder überhaupt hinterfragen zu lassen. Ob
linke Dogmatiker, Feministen, Szenelinke mit Sprachproblemen oder
sonstigen Wahnvorstellungen, die einzig richtige Überzeugung zu
vertreten. Man kann schlecht mit ihnen reden, denn sie haben bereits
recht und werden stets recht behalten. Der Rest der Welt ist es ja,
dem sie die Erleuchtung bringen müssen. Und wenn sie sich doch
gezwungenermaßen mal anderen Ansichten aussetzen, dann reagieren sie
mit Wut und Hass auf jede Anmaßung, ihre unantastbaren Werte zu
hinterfragen.
Hier
lassen sich etliche Fälle anführen. Eine stalinistische Partei ist
es sicher nicht gewohnt wenn ihr leuchtendes Vorbild kritisiert wird.
In ihren gedruckten Veröffentlichungen wäre kein Platz für Kritik
und auch auf ihrem Webauftritt kann man kaum erwarten darüber frei
zu reden.
Schaut
man sich dann den Webauftritt an, ein vorzensiertes Forum, das kaum
diesen Namen verdient, ein Kontaktformular möglicherweise und
allenfalls Mailadressen, deren Gebrauch eher eine Zeitverschwendung
darstellt. Wen würde man da auch erreichen und was soll man
schreiben? Was würds bringen? Das ist der interaktive Teil einer
ansonsten umfangreichen Seite. Sowas kann man als Einigelung
betrachten. Predigen war eben schon immer leichter als sich mit
gegensätzlichen Meinungen auseinanderzusetzen. Als ernüchternd
erwies sich dabei das Verhalten genau derjenigen, die undogmatisch
oder sowas zumindest im Anspruch führten, sich aber was ihre Dogmen
betrifft, als nicht weniger engstirnig als die Dogmatiker
herausstellten.
Doch was solls? Das www ist
nicht die Welt, es bildet sie nur nach und warum sollte es da anders
zugehen als im echten Leben? In der Druckwelt kann man ja auch den
Unsinn ignorieren und muß es auch. Man kann nicht alles lesen.
Online ist das nicht anders.