Dienstag, 12. Dezember 2023

Atlas

Atlas auf dem Hauptbahnhof verkabelt? Ist er natürlich nicht, es scheint nur durch die Telekomprimierung so auszusehen. Die Kabel haben in dem Fall keine Funktion, sie dienen der Straßenbahn und so. Atlas versieht derweil unverdrossen seinen Dienst auf dem Dach des Hauptbahnhofs und schaut auf das Getriebe zu seinen Füßen. Na irgendwer muß ja auch die Himmelskugel tragen, von allein tut sie s ja nicht. Und wer sind seine beiden Gehilfen? Erschließt sich ja nicht einfach so. Nun, sie stellen Dampf und Elektrizität dar. Übrigens von Gustav Herold geschaffen. Der Sage nach stand er allein da und nur Herkules löste ihn kurz ab, damit er für ihn irgendwelches Obst klauen konnte. Ja irgendwie sowas. Und da er auf einmal keinen Bedarf mehr an seinen Job hatte, mußte Herkules ihn um einen kleinen Gefallen bitten. Er sollte doch kurz mal aushelfen, damit er seine Schulter mit seinem Mantel polstern könne. Und da er wohl nicht er hellste Kopf war, ließ er sich auch dazu überreden. Sonst hätte Herkules einen krisenfesten, wenn auch mühsamen Job bekommen und da hätte er erstmal einen finden müssen, der so n Himmelsgewölbe schultern kann.
Na da haben wir nochmal Glück gehabt und daher trägt Atlas weiterhin seine Last. Aber wozu ist man auch ein Titan? Muß ja auch zu irgendwas gut sein.
Zugegeben, um das Himmelsgewölbe stemmen zu können, sollte man schon ein Titan sein. Andere Zeitgenossen sind zwar in ihrer Statur weit davon entfernt, glauben aber auf ihren schmalen Schultern vergleichbare Lasten laden zu können, die da wären, die Arbeiterklasse, das Elend der Welt, den Kolonialismus oder den Kampf um die reine Lehre und die Verteidigung des Genossen Stalins, gegen alle, die sein Denkmal mit Schmutz bewerfen. Die Liste ist natürlich keineswegs vollständig. Wie wir sehen, irgendwas ist immer zu tun und die Aufgaben werden nicht leichter.
Das haben die Vertreter diverser Glaubensrichtungen gemeinsam, gleich ob es sich um Stalinisten, Antisexisten, Gendersprachler, selbsternannte Dekolonialisierende und Antirassisten oder Maos China nachtrauernde, oder die vielen selbsternannten Aufklärer und Verteidiger oder Entdecker diverser Minderheiten handelt. Die Aufgaben, die sie auf ihre Schultern laden, können nicht groß genug sein. Sie würden zu gerne die ganze Welt dafür auf den Kopf stellen. Dummerweise zeigt sich nicht nur die Welt an sich, unbeeindruckt von ihren Mühen, die Mehrzahl ihrer Mitmenschen nicht weniger und ist nicht zu Unrecht der Meinung, daß sie auch noch anderes zu tun haben und das Leben etwas zu kurz sein könnte, um überall rumzurennen und den Menschen zu verraten, daß Stalin doch ein guter Mensch war und die ganzen Geschichten nur Verleumdungen seiner trotzkistischen Feinde darstellen.