Donnerstag, 5. Mai 2022

Noch ganz Dicht?

 Hoff das es dich nicht anficht -
Es ist nur ein Gedicht.
Warum schreib ich ein Gedicht -
So gesehen bei Licht.

Weil grad Stift und Papier zur Hand -
Es zu lassen wär a Schand.
Solang die Verse keimen -
Und die Worte reimen.

Ja in Deutschland wird gedichtet -
Daß sich Geist und Verstande lichtet.
Die Deutschen hatten ihre Nöte -
Ach könnt ich dichten so wie Goethe.

Und als man zog in die Schlacht -
Wurde auch Gedicht gemacht.
Krieg schon immer beflügelte die Geister -
Nun wurd gedichtet wie die Meister.

Jeder Schuß ein Russ -
Wann geht der nächste Bus?
Jeder Stoß ein Franzos -
Grabenkrieg - die Hölle ist los.

Jeder Tritt ein Brit -
Das war wohl nix – oh shit.
Und Serbien muß sterbien -
Doch die sterben nicht die Serben.

Der Satz war eben schlecht verleimt -
Serben und sterben hätt sich besser gereimt.
Doch war man schon mal patriotisch am dichten -
Wer wollt über so Details noch richten.

Doch ach, das Dichten gesehn bei Licht -
Den Sieg brachte es nicht.
Dafür Revolution und Utopie -
Doch zur Macht gelangten sie nie.

Da können die Dichter nichts dafür -
Weist man der Vernunft die Tür.
Und lässt die Irren an die Macht -
Dann wurd es in Europa Nacht.

Einer der gehenkt an diesem Orte -
In seiner Tasche fand man seine letzten Worte.
„In Zeiten die der Irrsinn lenkt -
Sind es die besten Köpfe die man henkt.“

Als stärkre Waffe als das Volksgericht -
Erwies sich sein letzt Gedichte
Was uns lehrt -
Die Feder, doch mächtiger als das Schwert?

Gewaltsysteme kommen und gehn -
Gedichte bleiben bestehn.
Drum verachten wir die Gedichte nicht -
In finstrer Zeit sind sie das letzte Licht.

Denn die Macht fürchtet Gedichte -
Genau gesehn bei Lichte.
Sie wissen daß es nicht allen passt -
Sie wissen bei wem sie sind verhasst.

Und meinst auf Gedichte ist geschissen?
Glaubst es besser zu wissen?
Vergessen ist manch kluges Wort -
Doch Gedichte leben fort.

Und wär‘s nur ein Gedicht , was von mir bliebe -
Es wär nur Einbildung die mich umtriebe.
Leben tust jetzt und nicht für die Nachwelt -
Pfeif drauf, was die von dir mal hält.